Thema · Glaube gegen Gewalt

Hoffnung und Heiligkeit

Das Centro Afro ist Projektpartner der diesjährigen Adveniat Weihnachtsaktion. Ein Jugendzentrum in der kolumbianischen Stadt Tumaco, das junge Menschen von der Straße holt und ihnen eine Perspektive abseits von Bandenkriminalität und Gewalt bietet. Ein Gespräch mit Edwin Narwáez vom Centro Afro.

von Simone Zwikirsch · 12.12.2024

Edwin mit Dolmetscherin. Bild: privat

Credo: Das Motto der diesjährigen Adveniat Aktion ist „Glaubt an uns, bis wir es tun“. Der erste, der an das Potenzial eines jeden Menschen glaubt, ist Gott selbst! Ist diese Zusage Gottes in einer Realität von Hoffnungslosigkeit, Kriminalität und Drogen überhaupt wahrnehmbar?

Edwin: Ich glaube schon, dass Gott Vertrauen in uns hat und auch, dass Gott wollte, dass wir Jugendliche ins Centro Afro kommen. Denn das Centro Afro ist für uns alle wie eine zweite Chance im Leben. Ich glaube, wenn ich nicht ins Centro Afro gekommen wäre, wäre ich entweder schon tot oder in einer der bewaffneten Gruppen. Und stattdessen kann ich ins Jugendzentrum kommen, einen Ort, der so schön ist und  wo wir so viel Spaß miteinander haben. Ich glaube, dass Gott uns hört und dass er uns das Centro Afro gegeben hat, damit er uns aus dieser Gewalt rausholen kann und dass wir sehen können, dass es trotz all dieser Gewalt auch eine andere Welt gibt.

 

Credo: Du hast selbst lange in solch einem Umfeld verbracht. Was hat dir Hoffnung gegeben in dieser Zeit?

Edwin: Ich war auch gläubig, bevor ich ins Centro Afro kam. Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen, wir sind in den Gottesdienst und meine Familie hat mir früh das Ave Maria und das Vater Unser beigebracht. Aber seitdem ich im Centro Afro bin ist mein Glaube viel größer und vielfältiger geworden.

 

Credo: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“ Welche Rolle spielt bei eurer Jugendarbeit der Glaube, dass jeder einzelne zur Heiligkeit berufen ist?

Edwin: Ich glaube, diese Liebe von Gott spüren wir im ganzen Centro Afro. Natürlich im Gottesdienst, an dem wir Jugendlichen alle teilnehmen, wo wir das Wort Gottes hören und darüber ins Gespräch kommen. Aber ich glaube auch, dass man das in all unseren Gruppen spürt, sowohl in der Tanzgruppe, im Zirkus, in den Musikgruppen oder in den anderen Jugendgrupen. Denn all diese Gruppen haben auch immer mit dem Glauben zu tun. Wir starten immer mit einem kleinen Gebet oder mit einem Impuls und das stärkt uns auch auf der spirituellen Ebene.

 

Credo: Gibt es Heilige, die für Kolumbien wichtig sind? Die dort jeder kennt? Welche Rolle spielen sie für dich persönlich und für die junge Generation? )

 

Edwin: Heilige spielen in unserem Land eine große Rolle. Vor allem der heilige Petrus und die heilige Muttergottes. Aber auch viele andere Heilige. Jeder Heilige hat ja seinen Tag im Jahr und zu vielen dieser Tage gibt es große Feste. Für die Gläubigen in Tumaco spielen die Heiligen eine sehr große Rolle.

Wir alle glauben an Gott und ich glaube schon, dass die Heiligen wichtig für uns sind. Der, der für uns am wichtigsten ist, ist Daniel Comboni. Denn zwei Comboni-Patres haben unser Zentrum gegründet und es passiert so viel gute Arbeit in diesem Zentrum, dass er ein wichtiges Vorbild für uns ist.

 

Credo: Von den offiziellen Heiligen zurück in dein persönliches Umfeld. Wer sind deine Alltagsheilige? Warum?

Edwin: Einen Alltagsheiligen kann ich nicht benennen, aber für mich ist wirklich Daniel Comboni der Heilige schlechthin. Er war Italiener und ist nach Afrika gegangen um dort den Menschen zu helfen, dass sie ein besseres Leben haben. Um die Welt zu einem positiven zu verändern. Und das ist genau das, was ich auch machen möchte mit meinem Studium. Ich möchte danach nach Tumaco zurückkommen und auch dort meinen Beitrag leisten, dass die Welt ein kleines Stückchen besser wird.

Edwin mit Dolmetscherin und Simone während des Gesprächs. (von links) Bild: privat

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