Thema · Interview mit Josef Gruber aka "Malterus" über Gaming und Glauben

„Das Kreuz ist definitiv ein Bekenntnis“

Josef Gruber (29) ist seit eineinhalb Jahren unter dem Namen „Malterus“ als YouTube-Gamer unterwegs. Sein Anliegen: Christliche Werte in eine Online-Szene einzubringen, die oft rau und wenig wertschätzend wirkt. In seinen Livestreams trägt er bewusst das Kreuz – als sichtbares Bekenntnis. Ein Gespräch über Gaming und Glauben.

von Samuel Bittner · 20.11.2025

"Hoffnungsträger" Josef Gruber vor der St. Anna Kirche in Altötting. Foto: privat.

Credo: Josef, du verdienst dein Geld als YouTuber. Wie ist es dazu gekommen?

Josef Gruber: Zunächst einmal ist Gaming mein Hobby und meine Leidenschaft. Eines Tages haben wir am Esstisch darüber gesprochen und uns ist bewusst geworden, dass es eigentlich kaum online präsente christliche Gamer gibt und dass beim Gaming Wertschätzung und Freundlichkeit oftmals zu kurz kommen.
Dann haben die anderen Witze gemacht. „Hey, du zockst doch auch, mach doch mal einen Gaming Kanal“. Irgendwann habe ich mir gedacht: „Warum eigentlich nicht mein Hobby, das Gaming, und den Glauben miteinander verbinden?“

Ich habe angefangen, Theologie zu studieren, jedoch schnell gemerkt, dass es nicht das Richtige war und jetzt das Studium abgebrochen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung ist nicht mein Zugang zum Glauben, sondern das Persönliche, das Herzliche. Das versuche ich auch auf meinem Kanal mit einzubringen.

Credo: Laut aktuellen Zahlen spielen rund 37 Millionen Menschen in Deutschland gelegentlich bis täglich Computerspiele. Daniel Schmidt von „MainQuestMinistries“ ist der Meinung: „Ich glaube, dass Jesus mit uns zocken würde, wenn er heute hier wäre, weil er uns begegnen will.“ Ist das auch deine Sichtweise?

Josef: Ich finde es erst einmal faszinierend, dass diese Statistik zeigt, dass tatsächlich die Hälfte der Deutschen regelmäßig Computerspiele spielt. Ich glaube, das ist so etwas wie eine Dunkelziffer, denn viele sagen: „Gamer gibt es doch kaum – das sind nur ein paar Leute, die richtig viel zocken.“

Ob Jesus selbst Computerspiele spielen würde, weiß ich natürlich nicht. Aber ich bin überzeugt, dass er ein Herz für alle hätte, die zocken. Denn ich sehe schon, dass man sich isolieren und der Realität entfliehen kann, wenn man zu viel spielt.
Das heißt jedoch nicht, dass Spiele an sich schlecht sind. Sie machen einfach Spaß. Es ist ein Hobby, und man hat Gemeinschaft miteinander.

Dass Jesus heute medial präsent wäre, da bin ich mir ziemlich sicher. Vielleicht nicht aus eigenem Antrieb, aber wahrscheinlich würden Leute einfach eine Kamera auf ihn richten. Und er würde sich auf jeden Fall um diejenigen kümmern, die einsam sind, sich verschließen oder Probleme haben. Jeder von uns hat Probleme – dafür muss man kein Gamer sein.

Credo: In deinen Videos und Livestreams trägst du ein Kreuz. Inwiefern ist das für dich ein Bekenntnis? Reagieren Menschen darauf und wenn ja, wie?

Josef: Das Kreuz ist definitiv ein Bekenntnis. Deswegen trage ich es auch offen und nicht versteckt. Ich trage es gerne und möchte auch in gewisser Hinsicht danach gefragt werden. Aber ich muss nicht jeden irgendwie bekehren oder ihm von meinem Glauben erzählen.

Auf dem Gaming-Kanal rede ich nicht bewusst über den Glauben und Jesus, sondern es geht um die Spiele, um die Leute, um Gemeinschaft, um Wertschätzung und Freundlichkeit. Natürlich sprechen mich die Leute z. B. in den Livestreams darauf an. Dann erzähle ich ihnen, dass mir der Glaube wichtig ist und dass ich ihn auch aktiv lebe. Aber dann geht es auch relativ schnell zurück zum Gaming.

 

Josef Gruber bei einem Livestream seines Kanals "Malterus Gaming". Foto: privat.

Credo: Ist Onlinegaming ein Beruf mit Zukunftsperspektive?

Josef: Ich glaube, dass es nicht jedermanns Sache ist, weil man viel Zeit vor dem Computer verbringt. Hat das eine Zukunftsperspektive? Vielleicht, gerade vor dem Hintergrund, dass 40 % der Deutschen zocken und immer mehr Leute digital unterwegs sind.

Ob ich es bis zu meinem Lebensende machen würde, weiß ich nicht. Ich könnte es mir aber vorstellen, weil ich eine Leidenschaft dafür habe. Mir fällt es leicht, Spiele zu spielen, mit Leuten zu reden und in die Kamera zu schauen. Aber ob es jedem gefällt und ob jeder das kann … Das glaube ich eher nicht.

Credo: Was plant „Malterus“ im kommenden Jahr?

Josef: Das kommende Jahr wird voll werden. Ich habe mich entschieden, You-Tube hauptberuflich zu machen. Das heißt, ich werde meinen Gaming-Kanal weiterführen.

Ich möchte aber auch das Thema Glauben stärker mit einbringen. Dafür werde ich einen zweiten Podcast-Kanal starten. In diesem werde ich mit anderen Leuten zwischenmenschlich und nicht wissenschaftlich-akademisch über den Glauben ins Gespräch kommen. Jeder, der Lust hat, kann dann bei den verschiedenen Kanälen vorbeischauen. Allerdings werde ich beim Glaubenskanal nicht für Gaming und beim Gamingkanal nicht für den Glauben werben.

Natürlich ist auch Merchandise geplant. Es wird Pullis, Shirts und vieles mehr geben. Es geht mir immer darum, zu wachsen, mehr Leute in die Community zu bringen, neue Spiele zu spielen und Spaß zu haben. Auf jeden Fall werde ich auch wieder auf die Gamescom nach Köln gehen. Ich werde generell versuchen, professioneller zu werden und die Marke „Malterus“ auszubauen.

Credo: Vielen Dank für das Gespräch!