Vor Ort · Social Media

Katholisch auf Insta

@luciania_aux heißt der Instagram-Account von Lucia und Ania. Die jungen Katholikinnen wohnen zusammen in einer WG in Augsburg und posten regelmäßig über ihren Alltag und Gott. Im Interview haben uns die beiden verraten, wie Glaube und Social Media zusammenpassen, ob sie manchmal in Insta-Storys denken und warum sie sich nicht als Influencer bezeichnen würden.

von Simone Zwikirsch · 19.02.2020

Foto: luciania_aux@instagram

Credo: Was war das letzte, das ihr auf Instagram gepostet habt?

Lucia: Das war heute Morgen, als ich mich in der Story darüber aufgeregt hab, dass die Heizungsmonteure nicht gekommen sind und ich dafür extra früher aufgestanden bin.

Ania: Ne stimmt nicht (lacht). Ich hab grade noch gepostet, als ich bei Credo geklingelt hab und hier reingekommen bin.

Credo: Okay ich merk schon, es ist gar nicht so leicht den Überblick zu behalten. Wie oft postet ihr generell?

Lucia: In unserem Feed kommt ein bis zweimal die Woche ein neuer Beitrag. Das ist dann ein schönes Foto mit längerem Text,  bei dem es eigentlich immer um Gott und unser Glaubensleben geht. In der Story posten wir mehrmals täglich.

Credo: Und worum geht’s in euren Insta-Storys?

Ania: Da berichten wir regelmäßig aus unserem Alltag. Klar sind das auch mal banale Dinge. Trotzdem versuchen wir, auch in den Storys einen guten Ausgleich zwischen Gott und Alltagskram zu schaffen. Denn auch wenn es nicht immer so offensichtlich ist: Auch in unserem Alltag ist Gott immer da.

Credo: Was ist die Vision von „Luciania“? Warum macht ihr das?

Ania: Instagram ist voll von Menschen, die ihr Essen, Klamotten oder Schminktipps posten.  Mir geht es vor allem darum, authentisch zu zeigen, dass für mich der Fokus eben nicht auf diesen weltlichen Dingen liegt, sondern dass hinter all dem noch mehr steckt. Und dass ich als Christ auch ganz normal bin. Ich mag Klamotten, ich mag Essen und klar ist das Teil meines Lebens. Aber Gott ist mein Leben. Und das sollen die Leute eben auch sehen.

Lucia: Gott ist das wichtigste in meinem Leben und dann ist ja klar, dass ich das nach außen tragen möchte. Ich finde Instagram ist eine gute Möglichkeit dafür, gerade weil Gott dort nicht so präsent ist. Deshalb finde ich es wichtig, genau dort über meinen Glauben zu sprechen und vielleicht auch Leute zu erreichen, die erst einmal nur auf der Suche nach Klamotten oder Essen sind.

In ihrem Insta Feed bloggen Lucia und Ania über ihr Glaubensleben.

Würdet ihr euch als Influencer bezeichnen?

Lucia: Ich seh mich eher als „Normalo“, der ein bisschen auf Instagram zeigt, wie er seinen Glauben im Alltag lebt.

Ania: Ich find den Begriff „Influencer“ auch ein bisschen zu krass für das, was wir machen. Vor allem, weil der uns so über andere hinaushebt. Als wüssten wir besser, wie man glaubt. Aber so ist es ja gar nicht. Wir sind einfach Leute, die das gerne teilen und uns mit den Leuten, die uns folgen, über den Glauben austauschen.

Credo: Trotzdem ist Instagram ja vor allem eine Selbstdarstellungsplattform. Und auch in eurem Feed fallen erst einmal die vielen schönen Fotos auf. Wo geht’s dabei um euch und wo um Gott?

Ania: Dass man ein schönes Foto von sich postet, ist glaub ich auch gar nicht verwerflich. Man muss die Leute ja irgendwie „catchen“, damit sie überhaupt den Text lesen, in dem es dann um Gott geht. Außerdem schafft das eine persönliche Ebene, die bei einem Blog ja auch total wichtig ist.

Lucia: Ein Stück weit ist das schon auch Selbstinszenierung, weil Instagram das einfach so an sich hat. Aber eben mit dem Ziel, dass man von sich selbst wieder wegdeutet auf Gott hin.

Stylische Fotos gehören auf Instagram einfach dazu.

Credo: Ihr macht das ja nicht hauptberuflich. Ania, du machst eine Ausbildung zur Logopädin und Lucia, du studierst Lehramt. Ist es nicht unglaublich stressig, nebenher auch noch regelmäßig zu posten?

Lucia: Mit der Zeit gewöhnt man sich in seinem Kopf schon so ein Gedankenschema an: „Ah, darüber könnte ich jetzt noch eine Story machen“, oder „Jetzt könnt ich mal mein Handy auspacken“.

Ania: Aber wir haben ja auch keinen Post-Zwang. Wenn zum Beispiel gerade Prüfungsphase ist und wir wenig Zeit haben, dann kommt auch weniger – und das ist auch voll ok.

Credo: Denkt ihr manchmal auch in Instagram-Storys?

Ania: JA! (lacht). Also man achtet schon automatisch darauf, was relevant sein könnte und zückt dann automatisch sein Handy.

Lucia: Manchmal hab ich auch schon gleich einen Text im Kopf oder mir fallen zu einer bestimmten Situation passende Hashtags ein.

Credo: Das heißt, in eurem Leben spielt das Thema Smartphone und Social Media schon eine übergeordnete Rolle. Hat das Auswirkungen auf eure Gottesbeziehung?

Ania: Das ist eine Sache, wo man tatsächlich ein bisschen aufpassen muss. Aber wir posten ja wirklich nur einen Ausschnitt und haben nicht bei jeder Messe das Handy dabei. Uns ist es voll wichtig, auch unsere persönliche Zeit mit Gott zu haben. Klar ist die Gefahr da, aber je routinierter die Instagram-Sache läuft, desto weniger Gedanken verschwenden wir dafür.

Lucia: Das läuft dann meistens so ab: Handy schnell raus – zack, schnell ne Story machen – und fertig. Dann ist unsere Aufmerksamkeit wieder bei Gott.

Ania: Wir sehen unsere Instagram-Aktivität auch nicht als verschwendete Zeit, sondern wir wollen unseren christlichen Alltag mit den Leuten teilen und unsere Follower damit näher zu Gott bringen.

Immer wieder sprechen die beiden auch tiefe Glaubenfragen an.

Credo: Wie ist das für euch, Einblicke in euer Privatleben zu geben?

Lucia: Also ich sag ja nicht alles auf Instagram. Wenn ich zum Beispiel zur Beichte gehe, kündige ich das zwar an, aber bei der Beichte selbst hab ich ja mein Handy nicht dabei. Man zeigt zwar seinen Alltag und die Leute lernen einen schon ein bisschen kennen, aber so richtig kennen sie mich deshalb trotzdem nicht.

Ania: Es ist etwas schwierig, den Ausgleich zu finden, weil man will ja auch nicht fake wirken und nur das Gute darstellen. Sonst denken wieder alle: Oh, die haben aber ein perfektes Leben. So ist es ja auch nicht.

Credo: Wo zieht ihr dann da eure Grenze?

Lucia: Wir lassen so ziemlich unsere Familien raus. Inhaltlich find ich kirchenpolitische Themen schwierig. Egal was man sagt, man spaltet immer. Und das ist nicht das, was wir mit unserem Account erreichen wollen.

Ania: Wir versuchen aber, dass es vor allem im Glaubenskontext keine No-Go-Themen gibt. Dazu gehört auch, schwierigere Glaubensfragen anzusprechen. Dann merken die Leute, dass wir nicht alles naiv akzeptieren, sondern uns wirklich mit unserem Glauben auseinandersetzen, auch mal was hinterfragen und dabei trotzdem immer wieder zu Gott zurückkommen.

Schön, dass ihr da wart! Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Spaß beim instagrammen.

Lucia und Ania beim Credo-Interview. (Foto: Raphael Schadt)