„Ich werde dein Bild von Ehe heilen. Ich mache alles neu.“ sprach Er. Inmitten in den Tumult hinein, in das Verkopfte, in das Richtig-Falsch-machen-Gehadere, in die krampfhafte Kontrolle. Dieses Wort klang tief in mein Herz, der Sturm wurde still. Tränen flossen, Brocken von Verhärtung fielen ab. Raum für Hoffnung wurde weit.
Einige Zeit später kam ich mit meinem Mann zusammen. Wir waren einige Jahre Kollegen, kannten uns schon ein paar Jahre. Erst im letzten Jahr fingen wir an, uns näher kennenzulernen und Interesse zu entwickeln. Beides gebrannte Kinder, was Beziehungen und Erfahrungen von Ehe betrifft und auch nicht mehr die Jüngsten, waren wir sehr vorsichtig, einander abschätzend und bewertend. Gewillt, diese Entscheidung rein rational zu fällen.
In dieser Zeit zeigte uns Gott Bereiche in unseren Herzen, die wir verschlossen hatten. Bereiche, in denen wir ihm nicht vertrauen und in denen Festlegungen über Ehe und Beziehung, Kontrolle, Vorurteile, Resignation und Ängste wucherten. Als wir aber schließlich die Entscheidung füreinander fällten, verspürten wir eine große Freiheit und Freude darüber. Wir erlebten in dieser Zeit, wie Heilung in unseren Herzen geschah. Gott offenbarte sich uns in seiner Güte als der, der alles neu macht. Gerade in gemeinsamen Gebetszeiten begegnete er uns tief und sprach uns zu, wer wir in ihm sind: Unser Mann- und Frausein, seine Pläne des Heils und der Hoffnung. All das sind Verheißungen, die feste Steine in unserem Haus geworden sind.
Unser in Bereichen misstrauisches Herz erfuhr, dass Er uns nichts vorenthält, sondern uns in allen Bereichen die Fülle schenken möchte. Einmal mehr sahen wir, wie tief der Sieg Jesu am Kreuz und unsere Erlösung darin in alle Bereiche reicht und was er mit seinem Tod und seiner Auferstehung für uns erwirkt hat. Wie tief sein Bund mit uns geht. Seine freie Entscheidung und seine Liebe für uns, die alle Vorstellungen übersteigt.
Tue ich Dinge, um geliebt zu werden oder weil ich Gewissheit habe, geliebt zu sein?
In dieser Verletzlichkeit unserer jungen Ehe werden blinde Flecken sichtbar und oft knallen auch unsere Wunden aneinander. Als mein Mann mich zum ersten Mal mit einem Verhaltensmuster von mir konfrontierte, hätte ich ihm am liebsten gegen das Schienbein getreten. Aber im Nachhinein bin ich ihm sehr dankbar, weil es eine Frage aufgeworfen hat, die mich täglich bestimmt und bewegt: Tue ich Dinge, um geliebt zu werden oder weil ich die tiefe Gewissheit habe, geliebt zu sein? Die Antwort darauf kann Berge versetzen.
Und das ist das Neue, das Gott in uns bewirkt. Unsere Identität ist es im Letzten nicht, eine gute Ehefrau oder ein guter Ehemann zu sein, alle Erwartungen zu erfüllen. Und Gott weiß, da sind viele Ideale im Umlauf – gerade in der Gesellschaft. Ehrlich gesagt bin ich immer wieder mit Beziehungslosigkeit in meinem Herzen und Verhalten konfrontiert. Gerade im größten Versagen, der eigenen Unfähigkeit und Begrenztheit brauchen wir sein Wort darüber, wer wir sind; Kinder Gottes, Erwählte, eine neue Schöpfung. Dass Er derjenige ist, der uns versorgt, der uns freimacht, der unser Fundament ist, unser Leiter, unser Hirte, unser König. Durch sein vollbrachtes Werk am Kreuz können wir alte Gedankenmuster darüber, wer wir sein sollten, was wir tun oder von anderen bekommen müssen, um wertvoll und geliebt zu sein, oder dass wir uns selbst versorgen müssen, ablegen (wie es im Wort Gottes heißt, „sich dem für gestorben halten“) und das Neue mit allem was wir sind, ergreifen und anlegen. Den Ehepartner anfeuern, sich immer wieder neu entscheiden für ihn und in ihm das sehen, was Gott in ihm sieht. Dieses Umdenken ist oft nicht einfach, geht nicht so schnell, wie wir es uns wünschen und oft kostet es uns alles. Aber das ist es, was uns verändert und den Herzensraum erweitert, zu lieben – das Bleiben in Ihm und schauen auf den, der den Preis bezahlt hat. Sein Wort, sein unwiderrufliches Ja zu uns und seine Liebe verändern alles. Er macht alles neu.
„Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“ (Jesaja 43,19)