Thema · Aufbruch in ein Leben in Fülle

Was ist Auferstehung?

Wenn wir von nichtgläubigen Menschen nach dem Kern unseres Glaubens gefragt werden, könnten wir antworten: die Auferstehung Jesu und damit auch unsere Auferstehung. Denn „wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube.“ (1 Kor 15,13.14) Doch was ist Auferstehung?

von Dominik Loy · 18.04.2023

Junge Frau mit ausgestreckten Armen und geschlossenen Augen im Sonnenuntergang
Was ist Auferstehung? Foto: adobe.stock.com/Vladimir Arndt

Viele Menschen stehen unter Druck. Möglichst viel muss erreicht und erlebt werden: intensivste Beziehungen und Sinnlichkeit, top Jobs, Reisen voller Abenteuer und Exotik und so weiter. Nichts darf verpasst werden, keine Gelegenheit für ein Erlebnis-Highlight darf vorbeiziehen, denn: Man lebt nur einmal. Lebenszeit will genutzt und nicht verplempert sein. Leben und Welt müssen liefern, bevor alles zu Ende ist.

Diese Weltsicht treibt die Menschen vor sich her. Sie lässt sie rastlos bleiben bis zum Schluss, sodass Menschen sogar „bucket lists“ anlegen und abarbeiten, Listen von Dingen, die es noch zu tun und zu erleben gilt, ehe man den Löffel (engl. bucket) abgibt. Es ist eine Weltsicht, die besagt: Nach diesem Leben kommt nichts mehr.

Die Seele ist unsterblich. Aber was ist mit dem Körper?

Christen haben eine andere Perspektive. Aus gläubiger Sicht kommt das Beste noch. Der Himmel ist gemeint. Er ist der Ort, an dem alles Getriebensein des Lebens aufhört, wo jeder Druck abfällt. Er ist der Ort, an dem wir ganz glücklich, ja glückselig sind. Dieses Glück übertrifft alles, was wir an Glück, Freude und Lust auf Erden erleben können. Seine Wurzel hat dieses Himmelsglück in der Gegenwart Gottes. Mit ihm und in ihm zu leben erfüllt all unsere Sehnsucht, sind wir doch auf ihn hin geschaffen.

Nur gibt es bei all dieser Wonne einen Haken. Wer da nach dem Tod in den Himmel gelangen kann, ist die Seele des Menschen. Sie ist unsterblich, der Leib hingegen sterblich. Aber zum Menschsein gehört nicht nur die Seele, sondern auch der Leib. Wir sind nicht nur Seele, reine Geistwesen wie die Engel, sondern ganz Mensch sind wir nur mit einem Körper. Aber der wird doch nach dem Tod als Leichnam begraben und vergeht. Bleibt der Mensch also unvollständig als Seele im Himmel?

Bei der Auferstehung werden Leib und Seele wieder vereint

Im christlichen Glaubensbekenntnis drücken wir den Glauben aus, dass es nicht so bleiben wird – „Wir glauben (…) an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ Am Ende der Zeit – auch Jüngster Tag genannt – kommt Christus wieder, um die Welt neu zu machen und die ganze Schöpfung zu erlösen.

Dann werden die Toten auferstehen, ihre Seelen werden sozusagen verleiblicht, Leib und Seele werden wieder vereint. So wird der Mensch wieder ganz. Dass das nicht nur eine steile These oder ein frommer Wunsch ist, zeigt die Auferstehung Jesu. Sie ist Fakt, das Grab ist leer. Was kann mehr Hoffnung machen? Denn was an ihm geschieht, ist auch für uns möglich.

Wie sieht unser Körper nach der Auferstehung aus?

Es wurde viel diskutiert, wie jener Leib beschaffen sein wird, den wir dann erhalten und mit dem wir in die Ewigkeit eingehen. Sicher lässt sich darüber nicht Vieles sagen. Gewiss ist, dass der Auferstehungsleib nicht aus jener Materie bestehen muss, die einst in unseren Gräbern bestattet wurde (vgl. 1 Kor 15,35-49). Deshalb ist die Angst vor einer Verhinderung der Auferstehung durch das Verbrennen von Verstorbenen unbegründet.

Wir wissen auch, dass der Auferstehungsleib kein Idealkörper sein wird, sondern unser Leib. Auf eine nicht näher bestimmbare Art wird dieser Leib schön sein, „nach dem Bild des Himmlischen gestaltet“ (1 Kor 15,49), und das, was Makel an ihm ist, Narben etwa, werden ihm diese Schönheit nicht nehmen, sondern vielleicht sogar Teil davon sein.

Aufbrechen in ein neues, ewiges Leben

So zeigt sich Gott am Ende der Zeit erneut als Schöpfer. Er macht uns neu, er erneuert die Welt (vgl. Offb 21,5a). Für uns heißt das Aufbruch in ein neues, ewiges Leben. Es ist ein Aufbruch ohne traurigen Abschied, ohne Schwere des Los- und Zurücklassens, sondern der Beginn vollendeten menschlichen Daseins. Ein Aufbruch in eine Welt ohne Druck, ohne Leistungserwartung und ohne (Selbst-)Enttäuschung. Es ist Aufbruch in ein Leben in Fülle. Das ist Auferstehung.

Porträt Pfarrer Dominik Loy
Pfarrer Dominik Loy. Foto: Daniel Jäckel / pba