Inspiration · Heilige

Konzilsvater und Geber guter Gaben: Der heilige Nikolaus

Warum der bekannteste Bischof der Welt der Schutzheilige der Seeleute ist und er am 6. Dezember eigentlich keinen Knecht Ruprecht mitbringen muss.

von Dr. Peter Bornhausen · 06.12.2019

nikolaus mit drei mädchen auf einer alten postkarte
In Essen aufgegebene Postkarte vom 6. Dezember 1912

Nikolaus, dessen griechischer Name „Sieger des Volkes“ bedeutet, wurde um das Jahr 280 in Patara (das liegt unweit vom heutigen Antalya in der Türkei) geboren und verlor infolge einer Pestepidemie früh seine Eltern. Nach deren Vorbild verteilte der junge reiche Mann sein Vermögen unter den Armen. Nikolaus’ Ruf als Wohltäter und Geber guter Gaben geht darauf zurück, dass er in dieser Zeit drei jungen Frauen, die sich durch Prostitution ihre Mitgift verdienen sollten, heimlich Goldklumpen („Äpfel“) durchs Fenster zuwarf, um sie vor diesem Schicksal zu bewahren.

Überlieferung und Legenden

Gesicherteren Überlieferungen nach war Nikolaus Mönchspriester im Kloster seines Onkels und unternahm nach dessen Tod eine Pilgerfahrt ins Heilige Land. Auf dem Heimweg kam er unweit seiner Heimat durch die Stadt Myra (heute Demre), wo gerade der Bischof verstorben war, und wurde flugs zu dessen Nachfolger gewählt. Aus dieser Zeit stammen die meisten Berichte über Nikolaus als wundertätigen Bischof. Eine der berühmtesten Geschichten erzählt, wie er während eines Sturms auf einem Schiff erschien, dessen Besatzung ihn um Hilfe angerufen hatte, und es aus Seenot errettete, indem er selber Hand an die Takelage legte.

Weiteren Legenden nach bewahrte er drei Schüler vor den kannibalischen Anwandlungen eines Gastwirts, der die drei Knaben schon pökeln wollte, oder er tauchte gerade noch zur rechten Zeit auf, um die Hinrichtung von drei unschuldig verurteilten Soldaten zu verhindern.

Die Errettung der Hafenstadt Myra vor einer Hungersnot hat allerdings einen mehr als nur legendarischen Hintergrund: Tatsächlich übernahmen die frühen Bischöfe mehr und mehr die Aufgaben der Beamten im Römischen Reich und waren von daher auch für die Zuteilung von Nahrungsmitteln zuständig.

Nikolaus erlebte sowohl das Ende der Verfolgungen als auch den Beginn der Reichskirche. Während der Christenverfolgung, die im Jahr 310 unter Kaiser Galerius einsetzte, wurde er grausam gefoltert, kam aber wieder frei. Noch immer von den schweren Misshandlungen gezeichnet, nahm er 325 am Konzil von Nicäa teil, wo er sich wortgewaltig, Augenzeugenberichten nach sogar handgreiflich gegen die Arianer einsetzte, die die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater leugneten.

Einer berühmten Anekdote nach soll er dem Erzketzer Arius einen ordentlichen Kinnhaken verpasst haben. Dass Geistliche ihren Glaubenszwist unter anderem mit Knüppeln auszufechten pflegten, war ja damals nicht wirklich ungewöhnlich.

Von Myra über Bari in die USA

Nikolaus starb an einem 6. Dezember um das Jahr 345. Seine Verehrung ist seit dem 6. Jahrhundert belegt. Vor allem im Osten hat er sich zum meistverehrten Heiligen nach der Gottesmutter Maria entwickelt. Ursprünglich in Myra beigesetzt, raubten italienische Seefahrer 1087 seine Gebeine und brachten sie nach Bari in Apulien, wo ihm zu Ehren die große Basilika San Nicola gebaut wurde und am 8. Mai, dem Tag der Übertragung seiner Gebeine, ein Fest auf dem Meer stattfindet.

Seine Darstellung mit weißem Bart und Kapuzenmantel, die der amerikanischen Santa-Claus-Folklore zugrunde liegt, schuf Moritz von Schwind mit der Weihnachtsmanndarstellung „Herr Winter“ 1848.

Die Bescherung am Vorabend des Nikolaustags ist dafür viel älter. Sie geht vermutlich auf das sogenannte Bischofsspiel zurück, bei dem im Spätmittelalter oder in der Frühen Neuzeit ein Schüler für einen Tag die Herrschaft über die Klosterschule ausübte und seine Mitschüler beschenkte.