Mich würde interessieren, ob nach diesen ersten Sätzen vielleicht schon manche Leser, vielleicht du, den Kopf geschüttelt haben, oder ob mir soweit noch alle zustimmen würden. Ich schaue zum Beispiel supergern Formel 1 und finde Rennstrecken schön. Vielleicht hast du aber bei „schönes Auto“ eher an einen in der Sonne glitzernden Oldtimer gedacht – der ist freilich auch schön. Aber was unterscheidet jetzt diese Schönheiten und was hat das mit dem Glauben oder der Kirche zu tun? Ich versuche dem jetzt auf die Spur zu gehen und nehme dich mit.
„Oh, das ist ja ein schönes Kleid!“, „Mei, schönes Wetter heute“, „Das war ein wirklich schöner Abend.“ Alles Sätze, die niemandem von uns fremd sind und auch leicht ausgesprochen werden können. Aber dennoch gefällt mir nicht jedes Kleid, obwohl es immer ein Oberteil ist, welches an einen Rock genäht ist. Der Grundschnitt ist immer der Gleiche, aber doch nicht derselbe. Mir kann ein Kleid gefallen, das dir nicht gefällt und andersrum. Es ist also nicht automatisch schön, nur weil es ein Kleid ist, und auch nicht automatisch ein Kleid, weil etwas schön ist. Gleiches Szenario beim Wetter und beim Abendprogramm. Was ist dann jetzt dieses „schön”, was man theoretisch niemandem erklären muss, kaum einer erklären kann und worüber sich doch alle einig sind? Wie kommen wir da auf einen Nenner, um weiterzumachen?
Gott ist die reine Schönheit
Im Studium hat mir mal jemand gesagt, dass Gott die reine Schönheit ist. Also, dass alles, was schön ist, seinen Ursprung in Gott hat. Ist das der Nenner? Ist es so einfach? Dann wäre auch die Frage nach Schönheit in der Kirche oder Schönheit im Glauben gleich ganz klar. Diese zwei sind ja Dinge, die schon relativ viel mit Gott zu tun haben – demnach großen Anteil an der Schönheit haben. Oder?
Spulen wir nochmal einen Gedanken zurück, zurück zu mir und dir. Es gibt Kirchen, in die gehe ich rein und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Schönheit erschlägt mich förmlich – das war besonders in Rom oft so. Und dann bin ich in Franken unterwegs und komme in Gotteshäuser, die man als solche von außen nur schwer identifizieren könnte, und ich frage mich, woran liegt das? Am Gold? Am Stuck? An den Gemälden? Ja bestimmt auch. ABER: In besagter Kirche in Franken sagte der Ortspfarrer zu mir: „Diese Kirche ist schön aufgrund der Leute, die hier reinkommen, nicht aufgrund der Steine, aus denen sie gebaut wurde.“ Pah – da hatte er mich. Auf einmal sah ich das Kirchengebäude aus grauen Backsteinen in einem ganz anderen Licht, in einem schönen Licht.
Vielfalt an Schönheiten
Jetzt, glaube ich, habe ich den Punkt. Es geht nicht um Äußerlichkeiten – die sind sowieso vergänglich. Es geht um die inneren Werte, die eine Sache schön machen. Ich finde das Kleid schön, weil ich darin meinen Schulabschluss gefeiert habe. Du findest den Oldtimer schön, weil vielleicht dein Opa früher so einen hatte. Wir finden das Wetter schön, weil wir uns treffen können. Eine Sache, egal was, wird schön, sobald wir etwas Positives damit verbinden.
Der Glaube ist für mich schön, weil er mir Halt gibt. Die Heilige Messe ist schön, weil ich Gott ganz nah kommen kann. Aber das ist und bleibt subjektiv. Ich kann dir beschreiben, dass ich Weihrauch und die Liturgie schön finde – ich kann sogar sagen, warum – und trotzdem musst du mir nicht automatisch zustimmen. Wenn du es tust, freue ich mich natürlich – aber zwingen kann ich dich nicht. Das Schöne an der Kirche, finde ich, ist, dass sie so eine große Vielfalt an Schönheiten hat. Da (denke ich) sollte jeder etwas finden. Und Achtung Spoiler: Wenn du es gefunden hast, willst du immer mehr davon und sie nicht mehr loslassen.