Vor Ort · Krankensalbung

Spüren, dass Gott mitgeht

Ich bin mit meiner Oma oft in die Kirche gegangen. Denn beten, das konnte sie trotz ihrer fortgeschrittenen Demenz noch gut. Das Vaterunser hat sie sogar bei der Krankensalbung mitgebetet.

von Maria Strobel · 03.08.2020

Die Autorin mit ihrer Oma beim letzten gemeinsamen Spaziergang im September 2019 (+26.10.2019). (Foto: privat)

Irgendwie ahnten wir es alle, dass meine Oma nicht mehr lange zu leben hat. Also rief ich kurzerhand unseren Ortspfarrer an, um mit ihm am darauffolgenden Sonntag einen Termin zur Krankensalbung zu vereinbaren.

Meine ganze Familie und auch meine Tante und Cousine versammelten sich in der direkt am Seniorenheim gelegenen Kirche. Zuerst war es eine echt komische Stimmung, weil wir alles sehr traurig waren. Meine Oma haben wir im Liegerollstuhl mit in die Kirche genommen und sie war so wach wie seit Tagen nicht mehr. Ich glaube, sie hat irgendwie gespürt, dass jetzt etwas Besonderes passieren würde.

Als dann der Pfarrer kam, für Oma und uns betete und wir dann alle zusammen die Kommunion empfingen, war das ein wunderbarer Moment der Verbundenheit – mit Gott und untereinander als Familie. Sogar mein Papa, der die Kommunion schon seit vielen Jahren nicht mehr empfangen hatte, kommunizierte, was mich zu Tränen rührte.

Meine 21-Jährige Schwester, in deren Alltag der Glaube eher eine untergeordnete Nebenrolle spielt, beschrieb die Krankensalbung später als ein „magisches Erlebnis“. Berührt von der Energie, die von diesem Sakrament ausging, habe sie Gänsehaut bekommen, als sie spürte, wie viel Kraft und Erlösung unserer Oma mit diesem Sakrament gespendet wurde. Für sie war dies der Beweis, dass Gott da ist.

Wir alle durften spüren, dass Gott mitgeht. Auch in dieser schweren Zeit, in der meine Oma so krank war. Die Krankensalbung hat sie gestärkt und auch uns Angehörigen Kraft gegeben, sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Meine Mama und meine Tante waren die darauffolgenden Tage jeden Tag bei meiner Oma – und keine Woche später durfte sie dann von uns gehen. Wir waren so froh und erleichtert, dass sie jetzt bei Gott ist. Als der Kaplan dann zum Sterbegebet kam, stellte er fest, wie erlöst wir alle wirkten. Und das traf tatsächlich zu. Uns allen hat das Sakrament der Krankensalbung so gut getan. Es half uns dabei, uns zu verabschieden, sodass wir Oma nun mit Gottes Hilfe und in dem Bewusstsein, sie in seine Hände zu geben, gehen lassen.

Jeder Priester und Pfarrer ist am Tag und auch in der Nacht bereit, die Krankensalbung zu spenden. Ruf ihn einfach an. Du wirst sehen, was für eine Kraft und Stärkung von diesem wunderbaren Sakrament ausgeht. Und übrigens: Solltest du selbst oder auch ein Freund oder eine Freundin schwer krank sein oder vor einer Operation stehen, besteht ebenfalls die Möglichkeit, die Krankensalbung zu empfangen. Das ist nicht abhängig vom Alter. Jeder Mensch kann dieses Sakrament empfangen – auch mehrmals im Leben.