Vor Ort · Missionarische Tage in Horgau und Biburg

Keine Angst vor Evangelisierung

Die Pfarreien Horgau und Biburg haben den Schritt in die missionarische Selbstständigkeit gewagt. Rund um den Sankt Martins-Tag stemmten sie ihr erstes Missionarisches Wochenende fast ausschließlich mit begeisterten Pfarreimitgliedern. Das hat sich Credo nicht entgehen lassen.

von Simone Zwikirsch · 16.11.2023

Junge Familien besuchen im Rahmen der Missionarischen Tagen ein Seniorenheim. Bild: Credo Redaktion

Ein stürmischer Vormittag in Diedorf. Noch ist es ruhig im Speisesaal des örtlichen Seniorenheims an der Dreifaltigkeit Nummer 1. Während die ersten Senioren bereits ihre Plätze im Stuhlkreis um eine mobile Tischkegelbahn eingenommen haben, trifft auch schon Julia Hoogeland mit ihren beiden Kindern Elise und Jaron ein. Sie kommen heute in einem ganz besonderen Auftrag: Glaubensfreude zu den Menschen bringen. Oder mit anderen Worten: Evangelisierung.

Besuchsdienste und Hauskommunion für Senioren und Kranke

Die Familie aus Biburg ist an diesem Sankt-Martins Wochenende Teil der Missionarischen Tagen ihrer Heimatpfarrei. Dabei handelt es sich um ein „Kleinformat“ der Missionarischen Woche, wie sie bereits im März in den Pfarreien stattfand. Weil das Konzept so gut ankam und nachgeklungen ist, wollte man an eine Neuauflage starten. Diesmal jedoch ohne die jungen Missionare von außerhalb, dafür mit dem „Stammpersonal“ aus der eigenen Pfarrei. Rund fünfundzwanzig Pfarreimitglieder sind dem Aufruf des Vorbereitungsteams um Pfarrer Reinfried Rimmel gefolgt. Auf ihrem missionarischen Laufzettel stehen Hausbesuche mit Krankenkommunion bei älteren Menschen sowie Besuche in Seniorenheimen.

An der Dreifaltigkeit Nummer 1 ist inzwischen auch die zweite Familie aus Biburg eingetroffen. Schnell verfliegen die ersten Berührungsängste und allein schon die Anwesenheit der Kinder zaubert den Bewohnern ein Lachen ins Gesicht. „St. Martin bringt Licht und macht Freude“ fasst Diakon Wellkamp das Anliegen der Missionare zusammen und schlägt die Brücke zum heiligen Martin, mit dessen Festtag die Missionarischen Tage zusammenfallen. Die größte Freude und sowohl für die Senioren als auch die Kids das Highlight des Vormittags steht aber noch bevor: Das Kegelturnier. Alt gegen jung. Wer hier den Heimvorteil hat, ist sofort zu erkennen und die Favoriten stehen schnell fest. Abseits sportlicher Erfolge stellt sich die gemeinsame Aktion als absoluter Eisbrecher heraus und die Kids schwärmen noch Stunden später von dieser „coolen Aktion“.

Julia Hoogeland und die Familien schenken den Heimbewohnern ihre Zeit und von Kindern gebastelte Laternen. Fotos: Credo Redaktion.

Dieses gegenseitige beschenkt werden ist für Julia Hoogeland ein ganz wichtiger Aspekt beim Thema Evangelisierung. „Mir war es wichtig, bewusst jemandem Zeit zu schenken und mich gleichzeitig von etwas herausfordern zu lassen, was unbekannt ist“, erzählt sie von ihrer Motivation, sich für die Missionarischen Tage anzumelden. „Und dann haben wird dort so eine tolle Zeit und bekommen genauso was zurückgeschenkt“. Beim Evangelisieren gehe es ja nicht darum, dass man die Lösung für alles hat und jemandem vorsetzt, fährt sie fort. „Ich kann genauso noch was lernen und will offen sein für die berührenden Erfahrungen, die wir mit den Leuten dort machen durften.“

Solche Erfahrungen nicht nur jungen Missionaren, sondern „ganz normalen“ Pfarreimitgliedern zu ermöglichen, sei die Idee dieser Missionarischen Tage, erklärt Pfarrer Reinfried Rimmel. „Über unsere Besuche hinaus verteilen wir dieses Wochenende in den Gottesdiensten und beim großen Sankt-Martins-Umzug bergweise Kerzen.“ Diese seien aber nicht als persönliche Erinnerung gedacht, sondern „sollen weiterverschenkt werden an einen Menschen, der sich über zehn Minuten geschenkte Zeit, ein Gespräch oder Gebet freut.“

Von der Pfarrei für die Pfarrei

Die Kerzen, die Besuche und die Nacht der Lichter am Abend – einige Elemente dieses Wochenendes erinnern an die Missionarische Woche im März, stellt Josef Gruber von der Abteilung für Evangelisierung fest. Damals war mit vielen anderen jungen Leuten als Missionar eine ganze Woche lang in Biburg und Horgau unterwegs. Nun ist er wieder dabei und unterstützt die beiden Pfarreien gemeinsam mit seinen Kollegen Katharina Weiß und Philipp Fröhling bei der Durchführung der Missionarischen Tage. „Der Fokus der Veranstaltung liegt diesmal viel stärker auf dem Motto ‚von der Pfarrei für die Pfarrei‘, was ja auch von der Abteilung Evangelisierung so gedacht ist. Und auch ohne die vielen Jugendlichen und jungen Leute, komme das Konzept Missionarische Tage super bei den Leuten an, berichtet er. „Wir haben den Martinsumzug – ein Riesenhighlight in Horgau – mit ein paar Stationen in der stimmungsvoll beleuchteten Kirche verbunden. Die Menschen standen wirklich Schlange vor der Kirche, um sich die St. Martinskrippe anzusehen, für sich beten zu lassen oder zur Kindersegnung zu kommen.“

In Horgau und Biburg geht’s weiter

Auch Pfarrer Reinfried Rimmel ist in seiner Doppelrolle als Ortspfarrer der beiden Pfarreien und Leiter der Abteilung Evangelisierung äußert zufrieden und hat schon Pläne für die nächsten Missionarischen Tage in Horgau und Biburg. „Beim gemeinsame Mittagessen mit den Pfarreimitgliedern kam die Idee, das nächste Mal unseren Schwerpunkt auf Einrichtungen für Kinder und Jugendliche zu setzen.“ Dann vielleicht schon komplett ohne Unterstützung von außen. Angst vor Evangelisierung haben die beiden Pfarreien schon längst nicht mehr.


Einen ausführlichen Bericht über die Programmpunkte der Missionarischen Tage in Horgau und Biburg findest du auf den Seiten der Abteilung Evangelisierung.