Vor Ort · Gott hat gute Pläne für dich

Die Vision fürs Leben finden

Wie findet man die Vision für sein eigenes Leben? Yun-mi Willems erzählt von ihrem Weg. Wie sie zu Gott gefunden hat, gelernt hat auf seine Stimme zu hören und die alte Prägung aus der Kindheit nach und nach loslassen konnte.

von Yun-mi Willems · 02.01.2023

Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herren an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie es vom Herr'n dem Geist geschieht. (2. Korr. 3,17-18)
Yun-mi und ihre Kunst – strong & courageous, auch mit ihrem Glaubenszeugnis über die Suche nach ihrer Vision fürs Leben. Bild: privat.
Portrait Yun-mi Willems

Ich habe immer gedacht, ich bin nicht für ein kreatives Leben geschaffen. In der Kindheit wurde Kunst von meinen Eltern als brotloses Unterfangen gesehen und daher nicht gefördert, vielmehr sollte ich eine lukrative Laufbahn als Anwältin, Ärztin oder erfolgreiche BWLerin einschlagen. Obwohl ich am liebsten den ganzen Tag malte oder mir Geschichten ausdachte, wurde schon früh die unverzweckte Kreativität, die Kinder mühelos ausüben, im Keim erstickt.

Im Rückblick ist es erstaunlich, dass ich mich dennoch nach dem Abitur ziemlich spontan entschied, Grafikdesign zu studieren – aus einer puren Orientierungslosigkeit heraus. Das Studium und die ersten Jahre danach, in denen ich die ersten Berufserfahrungen sammelte, scheinen mir wie verschwommen – vielleicht auch, weil ich meine tiefen Ängste, den Schmerz und die Rastlosigkeit mit Kiffen und anderen Ablenkungen betäubte.

Funktionieren statt leben

Allein schon das Leben zu bewältigen, fühlte sich tagtäglich wie eine riesige Überforderung an. Dennoch lernte ich nach außen hin, gerade auch im Beruf zu funktionieren, Erwartungen zu erfüllen und nach einigen Lernkurven auch gute Ergebnisse abzuliefern, auch wenn hinter der Fassade Druck, Stress, Verzweiflung und ein hoher perfektionistischer Anspruch wucherten. Im Nachhinein der reinste Überlebensmodus. Zwischendrin jedoch gab es auch einige selige Momente des kreativen Schaffens, die sich bedeutungsvoll anfühlten und Freude schürten; gleichzeitig machten sie mich hilflos, da ich nicht wusste, wie ich darin verbleibe.

Don’t ask yourself what the world needs. Ask yourself what makes you come alive, because what the world needs are people who have come alive.
– John Eldredge

2012 hatte ich dann in einer Phase der Sinnsuche eine tiefe Begegnung mit Jesus. Ich besuchte Gottesdienste, hörte mir Predigten an und las in der Bibel – das Wort Gottes, das vorher für mich uninteressant war, tat sich vor mir in einer Klarheit und Tiefe auf, als wäre ein Schleier von meinen Augen gefallen. Dennoch war ich ziemlich misstrauisch, ich wollte nicht einer Gehirnwäsche unterzogen werden.

„Herr, schicke mir ein Zeichen.“

Eines Nachts, als ich voller Zweifel war, ob ich dem ganzen Glauben schenken könnte, ob ich jemals eine Gewißheit haben würde, stieß ich ein kleines Gebet aus: „Jesus, wenn es dich wirklich gibt, dann zeige dich mir.“ Der Herr verschwendete keine Zeit – in diesem Augenblick tat sich vor meinem inneren Auge eine Szene aus meiner Kindheit auf, in der mir etwas traumatisches passiert war und ich einsam und voller Schmerz im Dunkeln lag – er zeigte mir, dass er in diesem Moment neben mir saß. „Ich bin bei dir und ich war es schon immer.“

Ab diesem Moment konnte ich glauben und mein ganzes Leben drehte sich um 180 Grad. Ich verspürte einen tiefen Frieden und eine Lebensfreude, die ich vorher nicht kannte. Voll Feuer und Flamme für Jesus machte ich eine Jüngerschaftsschule und wurde Vollzeitmissionarin; in dieser Zeit begann der Herr einen tiefen Weg der Heilung und Wiederherstellung in meinem Herzen zu bahnen, der bis heute anhält. Anfangs wollte ich alles kreative Schaffen aufgeben, aus einer falschen religiösen Überzeugung heraus, etwas „nützliches“ zu machen, was den Menschen dient, wie etwa Seelsorge. Insgeheim hatte ich die innere Überzeugung, dass ich dafür nicht gut genug bin.

Altes ist vergangen, Neues ist geworden

Aber Gott ließ nicht locker; er vertraute mir kreative Projekte an, ermutigte mich, wieder zu zeichnen und zu malen, meine Stimme beim Schreiben zu entwickeln. Das war erstmals alles andere als angenehm; die Anklagen im Kopf wurden lauter und im Herzen erkannte ich eine Getriebenheit, Menschen gefallen zu wollen und eine Unfähigkeit, unverzweckt kreativ zu sein, was mich traurig machte und mit Scham erfüllte. Gott führt mich in diesen Zeiten immer tiefer ans Kreuz und an sein vollbrachtes Werk; das Alte ist vergangen und Neues ist geworden.

Das Alte ist das Denken dieser Welt, unsere Prägungen, Erwartungen zu erfüllen, sich immer wieder beweisen zu müssen. Jesus hat uns davon ein für alle mal freigemacht und er lädt uns ein, alle Lasten, alle Lügen am Kreuz abzulegen – in ein Leben voller Fülle, in der wir nicht mehr für uns selbst sorgen müssen, sondern Söhne und Töchter des Allerhöchsten sind mit einer ewigen Heimat – geliebt, erwählt und erkannt.

Je mehr ich ihm und seiner Heilung im Herzen Raum gebe, desto mehr schmecke ich eine Lebensfreude, die ich vorher nicht kannte, aus der alle Produktivität fließt. Ich bin nicht in erster Linie Mutter, Ehefrau, Grafikerin, fill-the-blank, wo es auf meine Leistung ankommt, sondern ein geliebtes Kind Gottes, das in seinem Königreich lebt.

Orientierung finden und leben

Und das gilt auch für dich. Es ist mir ein Herzensliegen, dich zu ermutigen, in seine offenen Arme zu gehen, egal wo du gerade stehst. Hier sind ein paar Punkte, die mir helfen, Orientierung zu finden, auch wenn Dinge mir Angst machen oder ungewiss sind:

  1. Geh ins Gebet und in sein Wort. Nimm dir Zeit. Gib Gott und seiner Stimme Raum. Es ist ein unverzweckter Ort der Beziehung, an den du kommen kannst, wie du bist, ehrlich sein kannst, alles ablegen kannst. Es ist ein Ort seiner Gegenwart, an dem du bleibst. An dem du heil und frei wirst. Er freut sich über dich.
  2. Es findet ein Kampf um dich und deine Berufung statt. Bitte den Herrn darum, dir die Lebenslügen zu zeigen, die dich in manchen Bereichen gelähmt haben, und lasse sie los am Kreuz. Buße ist eine Entscheidung zur Umkehr, nicht mehr das Alte zu denken, was du über dich geglaubt hast, sondern das zu glauben, was Gott über dich sagt. Er hat so gute Gedanken über dich.
  3. Komm raus aus der Komfortzone. Es kann sein, dass wir uns schon früh im Leben Sicherheitszonen gebaut haben, um zu überleben. Aber Jesus lädt uns ein, auf dem Wasser zu gehen, im Glauben und Vertrauen auf ihn. Das kann heißen, Herzensträume und -wünsche anzuschauen, die schon lange brach liegen, oder neue Gewohnheiten anzugehen. Kreativ zu werden. Du bist ein Gestalter.

Gott möchte, dass du lebst. Es geht nicht in erster Linie darum, einen Auftrag zu erfüllen. Nimm Platz am Tisch des Vaters. Von da aus kommt alles andere. Er hat gute Pläne für dich.