Thema · Barmherzigkeitssonntag

Gott schenkt uns sein Herz

Der Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit ist im Vergleich zu anderen kirchlichen Festen noch sehr jung. Seit 25 Jahren feiern wir diesen Sonntag nach Ostern mit besonderem Blick auf Gottes Barmherzigkeit. In diesem Jahr nur eben auch anders als sonst. Ein Interview mit Katharina Weiß von der Abteilung Evangelisierung.

von Simone Zwikirsch · 24.04.2025

Moderne Nachbildung des Barmherzigen Jesu, wie er in Anwesenheit der Heiligen Maria Faustyna Kowalska gemalt wurde. (Foto: © pronoia – stock.adobe.com)

Credo: Papst Johannes Paul II. hat im Jahr 2000 den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit ins Leben gerufen. Seitdem feiert ihn die katholische Kirche immer am Sonntag nach Ostern. Wofür steht dieses Fest?

Katharina Weiß: Das lässt sich, finde ich, sehr gut mit dem lateinischen Wort für Barmherzigkeit erklären: Misericordia – das heißt „den Armen sein Herz schenken“. Wenn wir den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit feiern, können wir erleben, dass Gott uns sein Herz schenkt. Gleichzeitig ist es eine Möglichkeit, uns ins Bewusstsein zu rufen, dass wir diese Barmherzigkeit brauchen.

Vor 10 Jahren haben wir in der katholischen Kirche das Heilige Jahr der Barmherzigkeit gefeiert. Aktuell befinden wir uns wieder in einem Heilig Jahr – diesmal unter dem Leitwort der Hoffnung. Barmherzigkeit und Hoffnung – sind das die Bedürfnisse unserer Generation?  

Ich glaube, das sind große Themen für uns heute. Wir leben in einer Zeit, in der es so viel Gutes gibt, aber auf der anderen Seite auch so viel Not und Verzweiflung – in der Welt, aber so oft auch im persönlichen Umfeld. Da kommt schnell das Argument: Was kann ich denn schon ändern? Aber ich glaube, dass es auf jeden einzelnen ankommt: Immer wieder ein Herz für andere zu haben, sich ihnen zuzuwenden und als Christ auf Gott zu verweisen: Auch wenn es manchmal so erscheint – bei IHM ist nichts umsonst, nichts hoffnungslos. SEIN Herz, SEINE Barmherzigkeit wendet sich jedem von uns ganz persönlich zu. Und das kann, wie ich erlebt habe, inmitten von Dunkel neue Hoffnung schenken.

Zu diesem Gedanken passt auch dieses bekannte Bild vom Barmherzigen Jesus.

Ja genau. Es zeigt, wie Jesus auf uns zukommt. Das finde ich besonders schön. Wir sehen dort den Auferstandenen. Er hat die Wundmale noch an den Händen und breitet seine Hände aus. Aus seinem Herzen kommen zwei Strahlenbündel, wie Ströme der Barmherzigkeit. Manche empfinden das vielleicht als etwas kitschig, aber ich persönlich finde es sehr ausdrucksstark, wie die Barmherzigkeit Gottes in diesem Bild zu uns ausstrahlt.

Woher kommt diese besondere Darstellung? Das ist ja nicht explizit ein Bild, das so in der Bibel vorkommt, wie etwa der gute Hirte oder der barmherzige Vater.

Das stimmt. Dieses Bild vom Barmherzigen Jesus  ist entstanden nach einer Vision, die die heilige Schwester Faustyna Kowalska von Jesus hatte. Faustyna war eine Ordensschwester, die in Polen gelebt hat. Eigentlich eine ganz einfache Frau. Jesus ist ihr im Jahr 1931 in einer Vision erschienen und hat ihr den Auftrag gegeben, dieses Bild malen zu lassen. Wer dieses Bild verehrt, solle, so Jesus weiter, ganz besonders seine Barmherzigkeit empfangen und unter seinem Schutz stehen.

Schwester Faustyna wurde, ebenfalls im Jahr 2000, von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Er hat sie einmal als Prophetin für das dritte Jahrtausend bezeichnet. Wie ist das gemeint?

Die heilige Schwester Faustyna hat den Punkt der Barmherzigkeit Gottes ganz stark in den Blick gebracht. Papst Johannes Paul II. bezeichnet die Barmherzigkeit als „Lichtstrahl“ für unsere oft so friedlose und ungewisse Zeit. Ich denke, das ist etwas, was wir in unserer jetzigen Zeit in vielerlei Hinsicht brauchen. Wir Menschen meinen oft, dass wir alles selbst tun können. Und die Barmherzigkeit Gottes ist etwas, wo wir zunächst einmal nichts tun müssen, sondern etwas empfangen. Gott schenkt uns seine Barmherzigkeit und wir müssen dieses Entgegenkommen Gottes nur annehmen. So ist es eine wohltuende Botschaft in der heutigen Zeit, dass wir uns selbst nicht an die oberste Stelle stellen, sondern dass wir unsere Hände öffnen und Gott um seine Barmherzigkeit bitten. Dabei merken wir, unsere Hände sind gar nicht leer, weil Gott uns beschenkt.

Ist der Barmherzigkeitssonntag ein solches Geschenk?

Auch dieser Sonntag wird von Jesus erwähnt, als er Schwester Faustyna erschienen ist. Er hat gesagt, dass an diesem Sonntag die Tore der Barmherzigkeit ganz offen stehen. Wir können mit allem, womit wir schuldig geworden sind, zu ihm kommen mit der Bitte, all das von uns wegzunehmen.  Und darum ist dieser Barmherzigkeitssonntag ein großes Fest…

…das mit dem letzten Tag der Osteroktav einen ganz besonderen Platz im Kirchenjahr bekommt. Wie kommt das?

Das hängt mit dem Bild des Auferstandenen zusammen. Man könnte Ostern auch als das Fest der Barmherzigkeit Gottes bezeichnen. Sie zeigt sich ja ganz besonders darin, dass Jesus für uns gestorben und auferstanden ist. Das Osterfest ist der Höhepunkt der Barmherzigkeit Gottes und so passt es, dass wir den Barmherzigkeitssonntag eine Woche nach Ostern feiern.

Dieses Jahr kommen einige Ereignisse zusammen – der Tod von Papst Franziskus, das Heilige Jahr und das 25-jährige Jubiläum des Barmherzigkeitssonntags.  Die Abteilung Evangelisierung hat einen Gebetsnachmittag in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg vorbereitet. Was ist konkret geplant und kann man auch zuhause mitfeiern?

Wir beginnen die Feier des Barmherzigkeitssonntags um 13:30 Uhr mit dem Gebet des glorreichen Rosenkranzes. Danach folgt um 14:15 Uhr eine Katechese von P. Florian Birle SJM. Um 15 Uhr – der Todesstunde Jesu – begehen wir die sog. „Stunde der Barmherzigkeit“ mit eucharistischer Anbetung, dem Gebet des Barmherzigkeitsrosenkranzes sowie Texten aus dem Tagebuch von Sr. Faustyna. Um 16 Uhr folgt dann abschließend eine Hl. Messe mit Domvikar Andreas Miesen. Musikalisch wird der ganze Nachmittag von der Jugend 2000-Band gestaltet. Aber natürlich kannst du auch zuhause mitfeiern. Auf unserer Homepage gibt es dazu Materialien, wie z. B. eine Andacht zur göttlichen Barmherzigkeit. Ich selber mag auch den Barmherzigkeitsrosenkranz sehr gern, da ich mit ihm die ganze Welt, aber auch mein persönliches Leben Gott und seiner Barmherzigkeit anvertrauen kann. Mein abschließender Tipp: Auch wenn du vielleicht nicht viel Zeit hast oder unterwegs bist – ein Stück von diesem Rosenkranz kann man eigentlich überall beten.

 Credo: Vielen Dank für das Gespräch.

Katharina Weiß ist theologische Referentin bei der Abteilung Evangelisierung. (Foto: Abteilung Evangelisierung)