Vor Ort · 3 Fragen an ...

Über eigene Grenzen hinaus

Die neunzehnjährige Julia Stiegeler absolviert aktuell ein freiwilliges soziales Jahr bei der Katholischen Jugendstelle Kempten, das sie immer wieder aufs Neue bereichert. Sie ist seit fast 10 Jahren aktive Ministrantin und seit einigen Jahren dort auch als Betreuerin tätig. In ihrer Freizeit spielt sie Klavier, geht gerne zum Geräteturnen und trainiert auch Jüngere. In unserer Reihe „3 Fragen an …“ zum Thema Hoffnung erzählt sie uns, warum hoffen für sie etwas Gutes ist und wie sie damit über sich selbst hinauswachsen kann.

von Anna-Chiara Naujoks · 11.05.2022

3 Fragen an Julia Stiegeler
Julia Stiegeler. Foto: Katharina Schulte

Credo: Vervollständige spontan den Satz: „Hoffentlich…“

…klappt alles gut.

Credo: Glaubst du, dass Hoffen etwas bringt/ sinnvoll ist?

Stellen wir uns vor, wir planen mit einer Gruppe ein neues, großes Projekt. Wir sind uns allerdings nicht 100-prozentig sicher, ob das genauso klappen wird, wie wir uns das vorstellen. Entweder gehen wir mit der Einstellung, dass es sowieso nichts wird, an das Vorhaben heran und beenden es, bevor es erst richtig angefangen hat. Oder wir motivieren uns gegenseitig und geben uns Hoffnung. Wir packen es an und lassen, bestärkt durch diese Hoffnung, Taten folgen. Logisch, dass die zweite Variante vielversprechender ist. Hoffnung kann antreiben und uns weiterbringen.

Natürlich sollte man das Ganze mit einem realistischen Blick sehen: Wenn man von Anfang an weiß, dass das Vorhaben auf gar keinen Fall klappen kann, ist es sinnvoller, es nochmal zu überdenken, kleiner zu halten und dann anzugehen.

Klar kann es sein, dass auch der kleinste Funke Hoffnung Großes entflammt. Uns sollte nur bewusst sein, dass das nicht immer der Fall sein wird. Ja was ist dann eigentlich, wenn unsere Hoffnung nicht erfüllt wird? Was, wenn das Projekt scheitert? Erfahrung sammeln und wachsen! Auch wenn wir mal enttäuscht werden, ist es deshalb nicht sinnlos zu hoffen. Hoffnung haben heißt, das Gute zu sehen, nicht aufzugeben und dadurch vielleicht sogar über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen.

Mal von dem Beispiel des Projekts weggedacht – es gibt noch so viel mehr Situationen, in denen wir hoffen, vor allem auch solche, die wir nicht (direkt durch eigenes Tun) beeinflussen können. Doch auch dann bringt uns Hoffnung etwas. Sie fängt uns auf und trägt uns weiter. Oft wird Hoffnung symbolisch als Anker dargestellt. Und damit als etwas, das uns Halt gibt.

Credo: Gibt es darüber hinaus noch eine größere Hoffnung, die dich durchs Leben trägt?

Naja, es ist nicht wirklich eine Hoffnung, die mich begleitet. Aber nicht, weil ich die aufgegeben habe, sondern es irgendwie noch mehr als Hoffnung ist – Vertrauen. Das Vertrauen darauf, dass jemand da ist, der uns nicht allein lässt. Einer, der uns sieht, sich für uns interessiert, annimmt und zu dem wir immer kommen können mit allem, was uns beschäftigt. Unsere Hoffnungen, Ängste, Freuden, ja einfach alles dürfen wir teilen. Genau das zu wissen, ist so unbegreiflich schön. Wir müssen unseren Weg nicht alleine gehen. Nicht ohne Grund nennt sich dieser Jemand „Ich bin da“. Und wenn uns Steine im Weg liegen, wenn wir stürzen, fallen wir nicht tiefer als in Gottes Hand. Mit Gottes Gegenwart wird alles gut.