Vor Ort · 3 Fragen an ...

Auch im Negativen das Gute erwarten

Marie studiert aktuell katholische Theologie und Philosophie an der Universität in Gießen. Besondere Anliegen sind für sie dabei die Einheit der Kirche und die Frage, wie Kirche vor allem für randständige und einsame Menschen eine Heimat bieten kann. In ihrer Freizeit liest die 24-Jährige gerne, macht Sport und schreibt Gedichte. Wie Marie zu Zukunftsängsten steht? Das hat sie uns in der Reihe „3 Fragen an …“ verraten.

 

von Anna-Chiara Naujoks · 26.09.2023

Portrait Marie Häuser
Marie H. Bild: Credo-Redaktion

Credo: Bist du eher Typ „Zukunft Pink“ oder „Schwarzseher“?

Tatsächlich bin ich eher pessimistisch, wenn es um die Zukunft geht. Ich rechne lieber damit, dass die Dinge schlechter verlaufen als besser, weil ich lieber positiv überrascht werde als anders herum. Außerdem bin ich gerne auf das Schlimmste vorbereitet.

Gleichzeitig lässt mich mein Glaube dahingehend optimistisch sein. Ich weiß, Gott ist bei mir und er meint es gut mit mir, egal, was auf mich wartet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch aus Dingen, die im Moment eher negativ erscheinen, im Nachhinein Gutes entstehen kann. Das gibt mir Hoffnung und auf eine Art auch Optimismus.

Credo: Gibt es etwas, das dir „Zukunftsangst“ macht?

Die Entwicklung der Kirche in Deutschland bereitet mir schon immer wieder Sorge. Ich befürchte, dass Kirchen immer leerer werden und es in Zukunft schwerer werden wird, Gemeinschaft im Glauben und gesicherten Zugang zu den Sakramenten zu erhalten. Weil diese Dinge für mein Leben von zentraler Bedeutung sind, fürchte ich ihren Verlust mit am meisten. Manchmal habe ich Angst, dadurch mit meinem Glauben irgendwann ganz alleine dazustehen und nicht mehr die nötige Bestärkung zu bekommen, um mir die Freude daran zu bewahren.

Ansonsten fürchte ich manchmal, dass die gesellschaftliche Spaltung und die politische Polarisierung irgendwann in einem Bürgerkrieg enden oder dass die Individualisierung so weit geht, dass wir irgendwann nur noch als vereinzelte Personen vor unseren Rechnern sitzen und total beziehungsunfähig sind. So ein Leben möchte ich auf keinen Fall.

Credo: Wie schaffst du es, in Momenten des Zweifels wieder Zuversicht zu fassen?

Mein Zweifel bezieht sich hauptsächlich darauf, dass ich Angst habe, falsche Entscheidungen zu treffen. Meine eigene Verantwortung bezüglich meiner Zukunft und auch gegenüber anderen Menschen überfordert mich teilweise. In solchen Momenten hilft es mir, mich daran zu erinnern, wie Gott mich in der Vergangenheit schon geführt hat. Ich habe erlebt, dass Gott mich auch dort führt und segnet, wo ich meiner Ansicht nach scheitere. Diese Erfahrung hilft mir, Gottes Plan zu vertrauen und darauf zu hoffen, dass er größer ist, als meine Fehler und auch als meine eigenen Wünsche und Pläne.

Außerdem hilft es mir, mit anderen darüber zu sprechen und Rat einzuholen. Um nicht zu sehr ins Grübeln zu kommen, unternehme ich gerne Dinge mit Freunden, gucke The Office oder mache eine private Tanzparty in meinem Zimmer.

Zuletzt helfen mir die Zusagen, die die Bibel uns schenkt. Zum Beispiel, dass Christus seine Kirche nie im Stich lassen wird oder dass alles, was wir erleben, uns zum Besten dient. Darauf will ich vertrauen.

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