Thema · Aufbruch wagen

Jesus, der Ermutiger

Es war eine Jugendfahrt mit vielen Highlights, die wir vergangenen Sommer als Jugendstellen in Kempten und Weißenhorn mit 45 Jugendlichen unternahmen. Wir waren in Venedig und Padua, in Verona und am Meer, in einem Erlebnisbad, das diesen Namen verdient, und wir besuchten das Grab der heiligen Bakhita in Schio. Und doch ist mir vor allem eine „Kleinigkeit“ von dieser Fahrt tief in Erinnerung geblieben. Von kommunikativen Herausforderungen, Erfolgserlebnissen und Ermutigern.

von Johannes Prestele · 02.05.2023

Jugendfahrt der Jugendstellen Kempten und Weissenhorn
Jugendpfarrer Johannes Prestele mit Jugendlichen der Jugendstelle Kempten auf Jugendfahrt in Italien. Bild: Johannes Prestele.

Jeden Tag gab es in unserem Hotel in Padua Frühstück. Abends organisierten wir ein gemeinsames Essen für alle zusammen in einem Restaurant. Das war bei so vielen Leuten nicht einfach. Zum Glück hatten wir zwei Leiter dabei, die fließend Italienisch sprechen. Für einen Abend hatten wir vorgesehen, dass die Jugendlichen sich in Padua selbst ein Essen organisieren – auch aus Kostengründen.

Als wir das ankündigten, merkte ich schon, dass das für manchen 15-jährigen Stress verursachte. Schließlich konnte kaum einer Italienisch und mit Englisch hatten nicht nur unsere Jugendlichen, sondern auch die Einheimischen ihre Probleme. Für viele Jugendliche war unsere Fahrt die erste Reise ins Ausland ohne Eltern. Ich fragte deshalb sechs Jugendliche aus dem tiefsten Oberallgäu, ob sie schon eine Idee für das Abendessen hatten. Sie hatten sich zumindest schon Gedanken gemacht, merkte ich, und dachte mir: Das wird schon klappen. 

Jugendpfarrer Johannes Prestele. Bild: Privat.

Kommunikative Herausforderungen meistern

Als wir uns dann spätabends vor der Basilika in Padua wieder trafen, um den Tag mit einem Spieleabend zu beenden, sah ich schon von weitem die sechs Jugendlichen kommen. Ihre Gesichter strahlten. Ich war erleichtert. Als sie in Rufnähe waren, begannen sie schon voller Begeisterung zu erzählen. „Das Essen war so gut. Es war richtig viel und es war auch gar nicht teuer.“ Sie hatten einen Imbiss gefunden, wo es allerlei Fast Food von Döner bis Burger gab. Sie hatten es mit ihrem Schulenglisch geschafft, genau das zu bestellen, was sie wollten. Sogar mit dem Imbissverkäufer kamen sie ins Gespräch und machten mit ihm mehrere Fotos, die sie mir dann auch gleich zeigten. Sie sprudelten wahrhaft vor Freude und waren echt stolz, wie sie diese kleine Herausforderung gemeistert hatten.

Für mich waren dieses kurze Gespräch und die freudigen Gesichter wohl der prägendste Moment auf der ganzen Fahrt. Denn erleben zu dürfen, wie Jugendliche erfahren, dass ihnen etwas zugetraut wird und das ihnen dann auch gelingt, freut mich jedes Mal.

Jesus der Ermutiger

Auch Jesus, so glaube ich zumindest, haben solche Erlebnisse begeistert. Schließlich schickte er seine Jünger im Evangelium genauso los, nicht um sich etwas zum Essen zu besorgen, sondern das Reich Gottes zu verkünden. Und die Jünger kehrten von ihrem Ausflug ebenso zurück wie die oben beschrieben Jugendlichen. Voller Freude erzählten sie Jesus alles, was sie getan hatten, so dass Jesus sie an einen ruhigeren Ort einlud, um wohl diese schönen Erlebnisse sacken zu lassen (vgl. Mk 6,31; Lk 9, 10; Lk 10,17).

Dabei hatte Jesus die Jünger mit ziemlich harten Vorgaben losgeschickt. Nichts Unnötiges sollten sie mitnehmen: Keinen Wanderstab, keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd (vgl. Lk 9,3). Ich hatte mich oft schon gefragt, warum Jesus da so streng ist. Seit diesem Abend in Padua glaube ich zu verstehen warum. Er wollte den Jüngern zeigen: Du kannst das allein. Das hast du drauf. Du brauchst keine zusätzlichen Hilfsmittel. Du allein genügst. Sei mutig und mach einfach mal.

Er wollte den Jüngern die Möglichkeit geben, zu lernen „ich kann was“. Das ist für mich zu 100 Prozent Jesus. Jesus ist für mich nämlich der Mutmacher schlechthin. Wo andere Probleme sehen, da sieht er Chancen – egal ob bei den Berufungen der Apostel, bei Zachäus, bei der Frau am Brunnen, bei der Ehebrecherin. Immer wieder macht Jesus Mut, traut den Menschen etwas zu und fordert sie auf, ihr Leben in die Hand zu nehmen.

Ich glaube, Jesus möchte auch uns in unseren alltäglichen Herausforderungen Mut machen und ruft uns zu: Auf geht’s! Trau dich. Du kannst das. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

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