Vor Ort · Bistum Augsburg

Diözesanrat zeigt Möglichkeiten geistlicher Erneuerung

Die Amazonassynode diskutiert über die Zulassung von viri probati“, die Deutsche Bischofskonferenz über den Synodalen Weg“, und was passiert in Augsburg? Dort geht der Diözesanrat der Katholiken bei seiner Herbstvollversammlung das Thema Erneuerung aus betont geistlicher Sicht an. Teil davon war der „Marktplatz“ praxiserprobter Möglichkeiten zur geistlichen Erneuerung in den Pfarreien.

von Simone Zwikirsch · 31.10.2019

bauhelm-icon auf gelben Grund
Unter diesen Psalmvers stellte der Augsburger Diözesanrat seine Herbstvollversammlung.

Die Frage, wie Kirche erneuert werden kann, wird in diesen Tagen ja vielfach diskutiert. In Rom zerbrechen sich die Teilnehmer der Amazonassynode die Köpfe über die Zulassung von viri probati und Diakoninnen und die deutschen Bischöfe suchen mit dem „Synodalen Weg” Auswege aus der Kirchenkrise. Bei seiner Herbstvollversammlung setzte der Diözesanrat dazu nun bewusst Akzente, indem er die geistliche Komponente eines kirchlichen Erneuerungsprozesses in den Fokus rückte.

Ausgehend von der Fragestellung „Wenn der Herr das Haus nicht baut“ (Ps 127,2) wurden unterschiedliche praxiserprobte Konzepte und Initiativen geistlicher Erneuerung in unseren Pfarreien präsentiert. Auch wenn die Vielfalt an Angeboten für Pfarreien auf den ersten Blick möglicherweise eine Überforderung darstelle, sei es für Kirche wichtig zu signalisieren, „uns gibt es noch“, verdeutlicht Dr. Carmen Reichert-Schuhwerk. Sie informierte die Diözesanratsmitglieder über Alpha-Kurse, die ja schon in zahlreichen Pfarreien unseres Bistums erfolgreich durchgeführt werden. „Gott allein entscheidet, wann welches Angebot für uns das richtige ist!“ Wir Menschen seien letztendlich nur noch die Werkzeuge.

Neben den konfessionsübergreifenden Alpha-Kursen und Angeboten des Instituts für Neuevangelisierung präsentierten sich vor allem Projekte von Verbänden, Vereinen und diözesanen Fachstellen, die man auf den ersten Blick nicht unbedingt der geistlichen Erneuerung zuordnen würde.

Lectio Divina: Spirituelle Bibelarbeit als Grundlage der Erneuerung

Geistliche Erneuerung steht in engem Zusammenhang mit lebendiger Gottesbeziehung. Diese fehle aber häufig in den Pfarreien und Gremien, berichtet Simona Kiechle vom Fachbereich Bibel als Wort ihre Erfahrungen. „Der Glaube ist nicht mehr das, wofür die Herzen brennen. Viele lassen den Gottesdienst an sich vorbeiziehen und sehen ihn nur noch als Pflichtveranstaltung, anstatt dafür zu brennen“. Um wieder eine Sehnsucht nach Gottesbegegnung zu wecken, sei die Bibelarbeit ein wichtiger Grundstock.  Das funktioniere am besten in Bibelkreisen, beispielsweise mit der Lectio Divina-Methode. Kiechle beschreibt sie als eine für Pfarreien gut geeignete Art der Bibelarbeit, da sie auch für Gruppen ohne theologische Begleitung leicht durchführbar ist. Die Methode baut auf zwei Leseschlüsseln auf. In einem ersten Schritt gehe es darum, „den Text zu lesen und die Bibelstelle zunächst gründlich zu entdecken, ohne vorschnell etwas in den Text hinein zu interpretieren“, erklärt Kiechle. In einem nächsten Schritt kommen die Lesenden selbst ins Spiel, indem sie sich von dem Text lesen lassen und herausfinden, welche Resonanz er ihnen auslöst. Das Katholische Bibelwerk stellt für die Lesemethode der Lectio Divina Begleitmaterial zur Verfügung. Dieses enthält eigens entwickelte Fragestellungen, um die Teilnehmer des Bibelkreises durch beide Leseschlüssel hindurchzuführen. Darüber hinaus unterstützt die Fachstelle Bibel als Wort Gottes auch mit kostenlosen Bibelseminaren und Bibelkurs-Angebote direkt in den Pfarreien vor Ort.

GeBeet: Urban-Gardening trifft Gebetskapelle

Der katholische Jugendverband BDKJ stellte sein Urban-Gardening-Projekt „GeBeet“ vor. Eine Idee, die der Verband im vergangenen Sommer vor der Augsburger Moritzkirche umsetzte und welche auch in Pfarreien leicht durchzuführen ist.  Vor einigen Monaten platzierte der Jugendverband am Augsburger Moritzplatz ganz zentral ein bunt bepflanztes Hochbeet und brachte zeitgleich ansprechende Karten für Gebetsanliegen in Kirchen, Kneipen, Cafés etc. in Umlauf. Die Aufdrucke „Laber halt“, „Hau’s raus“ oder „Oh mein Gott“ luden die Menschen ein, all das zu notieren, was sie Gott gerne sagen möchten. Am Hochbeet, das an seinem zentralen Standort viele Blicke auf sich zog, konnten die Gebetskarten schließlich in extra dafür angebrachte Briefkästen geworfen werden. Die Fusion aus Umweltaktion und Gebetskapelle sei besonders bei Jugendlichen gut angekommen, für die Umweltschutz in diesem Jahr ja ein wichtiges Thema war, erklärt Julia Spanier vom BDKJ. „Denn Beten hat ganz viel mit Wachstum zu tun. Wenn etwas gesät wird, braucht es Platz und Zeit, um zu wachsen. Und so ist auch das Gebet eine Möglichkeit, mit Gott zu wachsen und ihn in die Tiefe gehen zu lassen.“ Für die Umsetzung in den Pfarreien brauche es aber nicht einmal ein Hochbeet, ermutigt Spanier Pfarreien, die weniger Platz oder Zeit aufbringen könnten. „Genauso gut tut es beispielsweise eine bepflanzte Schubkarre“.

Beten hat ganz viel mit Wachstum zu tun. Wenn etwas gesät wird, braucht es Platz und Zeit, um zu wachsen. Und so ist auch das Gebet eine Möglichkeit, mit Gott zu wachsen“ Julia Spanier, BDKJ

junge frau mit großer pinnwand im hintergrund
Julia Spanier vom BDKJ. (Foto: Simone Zwikirsch)

Esprit für die Sitzung: Das Wehen des heiligen Geists in der Gremienarbeit

Gremien wie Pfarrgemeinde- oder Pastoralrat scheinen eher eine bremsende als eine vorausgehende Kraft zu sein, wenn es um die Frage der geistlichen Erneuerung der Kirche geht. Dass das nicht so sein muss, zeigt die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) mit ihrem Kommunikationskonzept „Esprit für die Sitzung“. Ziel des Konzepts sei es, Entscheidungen zu treffen, die der Richtung Jesu entsprechen, so Gerlinde Knoller von der GCL. „Ein kirchliches Gremium muss immer auch ein geistliches Gremium sein.“ Da reiche es nicht aus, am Anfang der Sitzung einen geistlichen Impuls zu sprechen und sich dann die Köpfe einzuschlagen.“ Die Arbeit könne nur dann fruchtbar sein, wenn dabei durchgängig das Hören auf Gottes Geist eine Rolle spiele. Die Schritte hin zu einer guten Entscheidung leitet die GCL aus der Spiritualität und den Kommunikationsregeln des Ignatius von Loyola ab: Hören-Unterscheiden-Entscheiden. Die Voraussetzung für eine klare Kommunikation sei das Hören auf jedes einzelne Gremienmitglied. In einem zweiten Schritt gehe es um das Unterscheiden von Überforderung und Herausforderung, woraus dann schließlich eine geistgetragene Entscheidung im Sinne des Evangeliums getroffen werden kann. Wichtige Spirituelle Grundhaltungen bei diesem Kommunikationsprozess sind Hören, Geduld, Vertrauen und Liebe. Auch Phasen der Gottbegegnung im Gebet spielten während der Gremiensitzung häufig eine ausschlaggebende Rolle, wenn es darum gehe, Entscheidungen zu treffen, die zu mehr Trost, Leben und Hoffnung führen, so Knoller.

FreshX-Kurse: Erfrischend Kirche sein

Auch die FreshX-Kurse, die von der Fachstelle Pastorale Grunddienste präsentiert wurden, gründen auf dem heiligen Ignatius von Loyola und seinem berühmten Grundsatz: „Gott in allen Dingen suchen und finden“. Die Idee des Kurses sei es, an Alltags- und Freizeitorte zu gehen und dort neue Formen von Gemeinde zu initiieren und zu begleiten, so  Mechtild Menzinger. FreshX soll dabei eine Ergänzung zu den Angeboten der Pfarrei darstellen und gleichzeitig für den Einzelnen Freiraum schaffen, sich innerhalb der katholischen Kirche zu verwirklichen. Das Erleben von Gemeinschaft spielt deshalb innerhalb des Kurses ebenso eine Rolle wie das Entdecken von Berufung und Nachfolge nach ausgiebigem Hinhören auf die Bedürfnisse der Kursteilnehmer.  „Zentral ist  aber immer die christliche Botschaft, die für Menschen, die bisher noch keinen Bezug zu Kirche haben, lebensrelevant werden kann“. FreshX-Kurse sind vor allem in Norddeutschland schon sehr verbreitet und kommen nun langsam durch die Fachstelle Pastorale Grunddienste im Bistum Augsburg an. 2020 wird deshalb auch erstmals ein Kurs angeboten, um Formen von FreshX in unseren Pfarreien anzustoßen.

Gott allein entscheidet, wann welches Angebot für uns das richtige ist! Wir Menschen sind letztendlich nur noch die Werkzeuge.“ Carmen Reichert-Schuhwerk, Alpha

frau vor einem präsentationstisch mit viel deko
Dr. Carmen Reichert-Schuhwerk von Alpha. (Foto: Simone Zwikirsch)