Inside Basical · Erfahrungsbericht

No.6: Basicals Inside Messie-Wohnung: Die Sozialwoche

Mit zehn jungen Leuten fünf Tage in einer Messie-Wohnung: Während ihrer Sozialwoche haben die Basicals die Wohnung von Petra (Name geändert) auf Vordermann gebracht: ausmisten, Müll und Unbrauchbares wegwerfen, putzen und renovieren. Alles war dringend notwendig. Für alle Beteiligten eine Zerreißprobe – bis am Ende Jesus mit einzog.

von Lucia E. · 07.06.2019

Basicals Gruppenfoto zum Start der Sozialwoche
Bild: Basical

Im Voraus hatten sich unsere Leiter ein Bild über die Lage gemacht und uns Fotos von der Wohnung gezeigt. Zu diesem Zeitpunkt waren wir uns einig: sieht ja gar nicht so schlimm aus. Beim Betreten der Wohnung jedoch begrüßte uns der stechende Gestank des Katzenklos und wir mussten bald unsere vorschnellen Urteile revidieren. Überall lagen Müll und Gerümpel herum. Wände und Türen waren gelb. Erst nach dem Putzen zeigte sich, dass sie ursprünglich weiß gestrichen waren.

Wir teilten uns auf. Ein Teil von uns arbeitete oben in der Wohnung, die anderen nahmen sich Petras Keller vor. Von den 20 Quadratmetern Fläche war nur etwa ein Quadratmeter begehbar und bis zur Decke stapelten sich Gerümpel und Umzugskartons. Wo sollten wir nur anfangen? Überall war Bedarf. Schnell waren die ersten Müllsäcke voll. Immer wieder kostete es uns Überwindung, den ein oder anderen Dreck, wegzuwischen. Aber Handschuhe und Mundschutz halfen, sowie das Bewusstsein, den Dienst aus Liebe zu Jesus zu tun.

Mehr als nur einmal stand unsere Sozialwoche auf der Kippe, nicht zuletzt deshalb, weil Petra große Schwierigkeiten hatte, sich von ihren angesammelten Habseligkeiten zu trennen: darunter gefühlt eine halbe Camping-Zeltstadt inklusive altem Inventar, fünf Paar gesundheitsbedingt nutzlose Inliner, zwei Paar Krücken und zehn Paar verschlissene Hausschuhe würden gewiss eines Tages noch dringend gebraucht. Erwähnenswert sind auch die Lebensmittelmotten, die in sämtlichen Küchenschubladen auftauchten, bis hin zum Roggenmehlsack mit Ablaufdatum von 2016.

Überall fanden wir wahrhaft interessante Dinge: einen Ehering, der nicht Petras war, Duftöl mit Opiumgeruch und ein elf Monate altes Post-Päckchen, das nicht an sie, sondern an einen Nachbarn adressiert war: „Der Nachbar existiert nicht”, meinte sie. Er existierte doch, wie sich herausstellte und er hatte das Päckchen bereits vermisst. Der größte Schatz jedoch fand sich im hintersten Kellereck – unser absolutes Highlight: eine große Marienstatue. Wir nahmen sie mit ins Basical-Wohnheim und Anna restaurierte sie für Petras neu renoviertes Heim.

Keller vorher und nachher
Der Keller vor und nach der Sozialwoche. (Bild: Basical)

Es kam der Tag der Sozialwoche, der unsere Nerven am meisten strapazierte. Obwohl wir bis zu diesem Zeitpunkt weitestgehend unbehelligt von Petra hatten arbeiten können, wurde uns spätestens an diesem Tag auch im Keller bewusst, dass wir nicht mit ihr diskutieren konnten, wenn es ums Wegwerfen ging. Der vielleicht schlimmste Moment für mich war, als Petra in den Keller kam – wir waren sowieso schon müde – und darauf beharrte, alles zu behalten. Die Jungs diskutierten mit ihr und es wurde ziemlich laut. Trotz ihrer Entschuldigung machte es mich (Lucia) sehr traurig, ich konnte sie in diesem Moment einfach nicht lieben. Da fiel mir eine Predigt von unserem Priester Florian Markter ein, in der er sagte, dass Jesus an unserer Stelle weiterliebt, wenn wir es nicht mehr schaffen. Und dass es genau das ist, was Christen tun: Weitermachen, auch wenn einem nicht dafür gedankt wird.

Schließlich kam Farbe in den Raum: Streichen war angesagt! Nicht nur uns konnte man die Freude über die deutlich helleren Wände ansehen, auch Petra war viel besser gelaunt als am Tag zuvor. Sie blühte förmlich auf, als sie die Veränderung wahrnahm. Zum Abschluss wurde es doch noch stressig: Wir mussten die restlichen Wände und die Decke fertig streichen, während unter einem Möbel hin- und hergeschoben wurden. Am Ende ging aber alles schnell und die Wohnung sah bald aus wie aus dem Einrichtungskatalog, allem voran die Küche – zumindest bei entsprechender Beleuchtung.

Unser Priester Florian kam mittags zur Haussegnung und die ganze Wohnung wurde von einem schönen Weihrauchgeruch erfüllt. Vor der Muttergottes-Statue, die jetzt auf der Kommode thronte, sangen wir ein dreistimmiges Salve Regina – Petra war zu Tränen gerührt. Egal wie sehr uns die Wohnung angeekelt und wie sehr Petra unsere Geduld strapaziert hatte, diese Woche zeigte uns, dass Jesus uns beisteht, wenn wir es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen. Und er liebt für uns, wenn wir nicht mehr lieben können. Sowohl die Wohnung als auch Petra sahen am Ende der Woche deutlich besser aus – weil Jesus dort eingezogen ist.

 

Hinweis: der Artikel wurde von Lucia E. und Daniel Ulbrich verfasst.

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